Zahltag in der Freiberger Ernst-Grube-Halle. Die gastgebende HSG empfing als Tabellendritter den Spitzenreiter aus der Zusestadt. Die Halle war restlos ausverkauft. Keiner der gelben Schalensitze blieb leer. Es war angerichtet für das Spitzenspiel des 5. Oberliga-Spieltags.
10 Trommeln brachten die Fans aus der Lausitz mit, um die LHV-Handballer in diesem schweren Spiel beim Erzrivalen zu unterstützen. Erst ein einziges Mal gelang es bisher, etwas Zählbares aus der Bergstadt mit nach Hause zu nehmen. An diesem Sonnabend war es nun wieder soweit. In einem „guten Spiel mit ordentlichem Niveau“ entführte die Allonge-Truppe durch ein 31:31 (18:18) einen Zähler und bleibt damit auch nach 5 Spieltagen weiter ohne Niederlage. „Ich bin stolz auf meine junge Truppe.“ fasste der LHV-Coach M. Allonge im Anschluss der Partie seine Gefühlswelt zusammen. „Die Punkteteilung geht absolut in Ordnung.“
Nach dem ausgeglichenen Beginn mit Tor-Gegentor zog M. Allonge kurz nach der ersten 2-Tore Führung der Gastgeber bereits in der 9. Minute die grüne Karte. 7 Tore nach reichlich 4 Minuten ließen ein hohes Ergebnis erwarten. „Ich habe einfach zu viele Sachen gesehen, auf die ich hinweisen musste.“ Die Maßnahme der Spielunterbrechung mittels 60 sekündiger Auszeit zeigte Wirkung. Mit mehrfach umgestellter Deckungsformation - „um irgendwie den J. Tancos in Griff zu kriegen“ - übernahmen die Gäste fortan die Initiative auf der Platte. Den 4:6 Rückstand drehten die Lausitzer in den nächsten 8 Minuten in eine eigene 11:8 Führung. Cool und abgezockt zogen die jungen Wilden weiter ihr Spiel auf und ließen sich nicht von der Atmosphäre in diesem Hexenkessel beeindrucken. Erst die Hereinnahme von F. Randt (23./13:15) brachte die Gäste aus dem Rhythmus und den Freibergern wieder die Führung, die der LHV aber immer wieder postwendend ausglich. „36 Tore in einer Halbzeit sind für die Zuschauer sicherlich schön, für mich als Trainer aber 18 Gegentore in 30 Minuten deutlich zuviel.“, ist zu erahnen, was M. Allonge seinen Mannen in der Halbzeitpause mit auf den Weg gab.
So torreich wie in Hälfte 1 ging es nun nicht mehr weiter. Beide Abwehrreihen standen besser, so dass sich auch die Torhüter deutlicher in Szene setzen konnten. Der LHV, mit Anwurf ausgestattet, ging nach Wiederbeginn auch gleich mit 19:18 in Führung. Nur leider war dies die letzte Führung der Grünhemden. Die Bergstädter mit ihren schwarzen Trikots sollten nun immer wieder vorlegen können. Es blieb aber bis zum 24:24 nach 43 Minuten ganz eng. 7 torlose Zeigerumdrehungen der Zusestädter ermöglichten den Hausherren sich mit 3 Toren abzusetzen und damit das Spiel vorentscheidend zu prägen. Doch der LHV Kampfgeist kam jetzt zum Tragen. 5 Minuten vor Feierabend waren sie wieder dran: 28:28. Die Halle kochte. Das Spiel stand auf Messers Schneide. 2 Tore von R. Zornick (7m) und T. Erlitz spitzten die Situation 3 Minuten vor Spielschluss weiter zu. Und dann trafen innerhalb von 24 Sekunden A. Einenkel und M. Steinfeld zum 31:29 für die Freiberger! Fortuna schien sich endgültig auf die Seite der Gastgeber schlagen zu wollen. Doch es sollten noch 2 verrückte Spielminuten folgen. So wichtig die beiden Treffer für die Bergstädter auch waren, aber genau diese beiden Torschützen beeinflussten die Schlussphase erheblich: 59. Minute und für A. Einenkel ist das Spiel durch Strafzeit beendet. P. Münnich verkürzt für den LHV auf 31:30. Die folgenden Angriffe sowohl von Freiberg als auch von Hoyerswerda blieben ohne Zählbares. Auszeit durch HSG-Trainer V. Dietzmann 45 Sekunden vor Schluss. Doch auch der folgende Angriff findet nicht sein Ziel. Den schnellen Gegenangriff durch R. Schäfer stoppte M. Steinfeld mit einer Notbremse. Rot! 6 Zusestädter gegen 4 Freiberger und noch 19 Sekunden. Wie schon in Halbzeit 1 versenkte R. Devantier den finalen Angriff 5 Sekunden vor der Sirene zum umjubelten Ausgleich. Lähmendes Entsetzen in der Grube-Halle, in der jetzt hauptsächlich die zahlreichen LHV-Anhänger „für Stimmung sorgten“.
Eine vollkommen intakte Moral, das große LHV Kämpferherz und die ausgeglichener besetzte Bank ermöglichten diesen Punktgewinn an F. Pfeifers 18. Geburtstag. Was folgte, war eine fröhliche Heimfahrt, auf der der verletzte Spielmacher R. Kalweit eine „Schuld“ einzulösen hatte; orakelte er doch noch vor Beginn ein „niederlagenfreies Spiel“ des LHV.
Zum ersten Mal seit dem Aufstieg in die Regionalliga Süd im Frühjahr 1998 sieht die Tabelle die Handballer aus der Zusestadt auf dem Platz, den jeder gerne innehaben würde. Ausgerechnet beim Erzrivalen in Freiberg müssen die Schützlinge von M. Allonge am Sonnabend nun eine Tabellenführung verteidigen. Die gastgebenden Bergstädter sind mit Position 3 ebenfalls hervorragend positioniert, so dass man kein Prophet sein muss, ein echtes Spitzenspiel zu erwarten. Besonders in Erinnerung wird dieses Match bei F. Pfeiffer bleiben, feiert er doch am 18.10.08 seine Volljährigkeit. Anpfiff des unter der Leitung der Schiedsrichter Haase und Schüller stehenden Oberligaspieles in der E-Grube-Sporthalle in der Freiberger Tschaikowski-Straße ist um 20.00 Uhr.
Seit je her ist es immer ein Highlight, wenn beide Handballhochburgen mit ihren langen Traditionen im sportlichen Wettstreit aufeinander trafen und treffen werden. Da ist immer Stimmung vorprogrammiert, hüben wie drüben. Die Lausitzer reisen zwar mit der breiten Brust der Tabellenführung ins Erzgebirge, ein Blick in die Historie sieht aber die Gastgeber in Vorhand. 6 Mal standen sich beide in der Stadt mit der Bergakademie schon gegenüber. Nur einmal konnte eine LHV-Mannschaft dort die Punkte auch wirklich mit im Gepäck verstauen. Das war beim 29:27-Erfolg im Jahr Eins nach der Regionalliga. Ansonsten jubelten ausnahmslos die Hausherren. Mit Ausnahme ihres Meisterjahres 2006 ging es aber stets sehr knapp zu. Im Dezember 2006 stellten die Zusestädter nach deutlicher Führung nach 47 Minuten das Torewerfen gänzlich ein und verloren dadurch noch 33:32. Das gleiche Ergebnis gab es im Vorjahr, ebenfalls nach deutlicher LHV Führung. Die richtigen Lehren daraus gezogen, sollte bei den Freibergern durchaus was zu holen sein. Wie es geht, zeigten die Mannen des HSV Dresden, die zum Saisonauftakt die Punkte aus der Ernst-Grube-Halle entführten. Das ist jetzt schon einige Wochen her und beide Mannschaften haben den Spielrhythmus erfolgreich aufgenommen.
Wichtig für die Lausitzer wird es sein, ihre eigenen Chancen auch zu nutzen. Die Freiberger verfügen schon traditionell über ein Torhütergespann, dass zu den besten der Liga zu zählen ist. Sowohl T. Hensel, wie auch G. Vogel können ein Spiel allein entscheiden. Dies sollte aus den letzten direkten Vergleichen wohl bekannt sein. Es wird also einiges von der Wurfeffektivität der Lausitzer abhängen, ob und wie sie dort bestehen können. In Abwehr- und Angriffsleistungen unterscheiden sich beide Teams wenig.
Personell gehen HSG und LHV tendenziell den gleichen Weg. Durch den Einbau junger einheimischer Talente soll ein schlagkräftiges Team für die Zukunft aufgebaut werden, welches erstens mittelfristig höhere sportliche Ziele realistisch werden lassen soll und zweitens die Verbundenheit mit der jeweiligen Region dokumentiert. In Hoyerswerda fällt der Schnitt etwas deutlicher aus als in Freiberg, was aber nicht zwangsläufig einen Rückschluss auf die Qualität des Teams eröffnet. Erst dieser direkte Vergleich lässt eine Standortbestimmung in der Oberliga zu. Zu diesem immer reizvollen Vergleich werden die Zusestädter wieder von zahlreichen Fans mit ihren "Krachmachern" begleitet werden. Denn eines fällt auf. Seit der LHV ohne Ausländer, dafür mit einheimischen Heißspornen aufläuft, ist das Interesse an dieser Mannschaft von der Schwarzen Elster, sie auch auswärts zu unterstützen, sprunghaft angestiegen…
Weitere Spiele am Wochenende mit LHV-Beteiligung:
Sa. 18.10. 16.00 Männer SV GW Elstra - LHV III Sa. 18.10. 16.00 B-Jugend HC Einheit Plauen - LHV
Quelle: LHV Hoyerswerda - Klick hier
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