Wolfen schafft Klassenerhalt mit fremder Hilfe VON MARCUS BRÄUER, 13.05.12, 16:35h, aktualisiert 13.05.12, 21:23h
BITTERFELD/MZ. Als Hendrik Hein sagte: "Ascherleben hat gewonnen und Pohlheim verloren", da waren keine Jubelschreie zu hören. Eher ein leises Aufatmen. Die HSG Wolfen ist mit dem blausten Auge, das man haben kann, davon gekommen. Sie wird auch in der kommenden Spielzeit in der Mitteldeutschen Oberliga spielen. Dank der Ergebnisse einer Liga höher.
Den Sprung auf den Nichtabstiegsplatz hatte Wolfen am Samstagabend verpasst. Zwar verlor Konkurrent Ziegelheim in Staßfurt, doch die HSG machte ihre Hausaufgaben nicht, zog gegen den LHV Hoyerswerda mit 30:33 den Kürzeren. Die HSG führte im gesamten Spiel nicht einmal. Während Hoyerswerda auf allen Positionen gefährlich war, fielen bei Wolfen nur Jan Bernhardt (elf Tore) und Max Najmann (zehn) auf. "Unser Angriff war zu linkslastig", befand Trainer Wolfgang Spitz. Bis Mitte der ersten Halbzeit war die Partie aber ausgeglichen (8:. Danach gelang den Gästen ein Zwischenspurt auf 12:8. "Wir konnten deren Laufwege nicht unterbinden und waren häufig zu spät dran", begründete Spitz den Rückstand. Beim 22:29 war das Spiel schon entschieden (48.). Doch Hoffnung keimte auf, als die HSG fünf Tore in Folge erzielte. Doch dann traf Hoyerswerda mit viel Glück - der Ball prallte vom Innepfosten an den Fuß von Stefan Claus und von da ins Tor - zum 30:27. Es war nicht das erste Mal in dem Spiel.
Wer gehofft hatte, dass der LHV Hoyerswerda sich etwas zurücknehmen würde, sah sich getäuscht. Die Gäste zeigten sehr attraktiven Offensivhandball und packten zudem in der Verteidigung konsequent zu. "Die Jungs waren heute locker", sagte LHV-Trainer Matthias Allonge. Nur Jan Bernhardt bekam Hoyerswerda nie in den Griff. "Das wäre schon einer für uns", sagte Allonge. Doch Hoffnungen auf einen Wechsel Bernhardts braucht er sich nicht zu machen. "Ich fühle mich sehr wohl in Wolfen und werde hier bleiben", sagte der 23-Jährige. Er hofft, dass es ihm viele seiner Teamkollegen gleich tun. "Ich wünsche mir, dass wir zusammen bleiben. Wir sind menschlich eine gute Truppe und können gemeinsam weiter wachsen." Verabschiedet wurden Stefan Claus und Stefan Luther. In dieser und der nächsten Woche sollen Gespräche mit den übrigen Spielern geführt werden. Einige haben schon signalisiert, bleiben zu wollen. Andere pokern noch.
Die Klarheit über die sportliche Zukunft macht die Verhandlungen vielleicht leichter. Die des Vereins mit den Spielern und die des Vereins mit den Sponsoren. Das Halten der Klasse dürfte den einen oder anderen Geldgeber vom Einstellen seiner Zahlungen abhalten. Dennoch gibt es für die HSG viel zu tun. "Alles in allem, auch wenn wir jetzt drinnen bleiben, war das eine verkorkste Saison", sagte Wolfgang Spitz. Er wiederholte zwar seine Aussage, dass sich die Mannschaft nicht für die Art und Weise des Klassenerhaltes schämen brauche. "Die anderen werden sagen, wir wären Mehlsäcke." Er machte aber auch klar, dass sich etwas tun müsse. "Wir stehen in Verhandlungen mit dem Dessau-Roßlauer HV und hoffen, dass wir uns auf eine Kooperation einigen können", so Spitz. Das habe oberste Priorität. Vielleicht gibt es beim gemeinsamen Saisonabschlussgrillen am Mittwoch in privater Runde schon Neues zu berichten.
Irgendwie war das schon eine komische Situation. Die LHV Männer hatten gerade ihr letztes Punktspiel der Saison bei der HSG Wolfen sicher und verdient mit 30:33 (16:18) gewonnen, dennoch saßen sie ziemlich unruhig und angespannt auf der Mannschaftsbank, denn sie warteten sehnsüchtig auf das Endergebnis aus Oebisfelde. Und warteten und warteten und warteten. Irgendwie schien die Partie in der nördlichsten Halle der Liga viel länger zu dauern, als alle anderen. Dann endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, reckt Mannschaftsleiter Holger Droge die Faust gen Himmel und ruft: „Vierter!“ Da brachen alle Dämme. Nach 4 langen Jahren sind die Zusestädter am Saisonende erstmalig wieder besser platziert, als der Dauerrivale aus Freiberg, der sein letztes Spiel zwar nur knapp, aber dennoch in Oebisfelde verlor. Die Zusestädter schoben sich an den Bergstädtern noch vorbei und kamen nur einen Zähler hinter den, den Bronzerang innehabenden Köthenern ins Ziel. Chapeau!
„In der zweiten Halbserie werden wir wohl nicht ganz so viele Punkte holen können, wie bisher.“ Hatte Matthias Allonge nach den erreichten siebzehn Zählern bis zum Jahreswechsel angekündigt. „Vielleicht werden es noch acht oder zehn oder zwölf.“ Hatte er damals prognostiziert. Nun sind es sogar sechzehn geworden, oder anders gesagt, der LHV stellt die drittbeste Rückrundenmannschaft der Liga. Nur die beiden weit vorweg eilenden Teams aus Dresden und Bad Blankenburg waren noch besser. Hat Matthias Allonge etwa ein wenig zu tief gestapelt?
Ein ganz wichtiger Faktor für diesen vierten Platz war die Auswärtsstärke, die der LHV im Verlaufe der gesamten Saison entwickelte. Vierzehn Zähler sammelten die Lausitzer in fremden Hallen ein – und das als Aufsteiger! Ein mehr als beachtlicher Wert! Die letzten zwei kamen nun in der Sporthalle Wolfen-Krondorf aufs eigene Punktekonto. Sicher und souverän erspielten sie sich die Saisonpunkte 32 und 33.
Nicht ein einziges Mal gerieten die Männer von Matthias Allonge in Rückstand. Mit Anwurf ausgestattet, war auch schon der erste Angriff von Erfolg gekrönt. Der ein richtig gutes Spiel liefernde Nico Pollack jagte gleich den ersten Ball aus dem Rückraum in die Maschen – eine Spielsituation, die symbolisch für den weiteren Verlauf stehen könnte. Denn mit Ausnahme der Anfangsminuten bekamen weder Steve Müller noch Stefan Claus (der wie Stefan Luther vor dem Spiel verabschiedet wurde) irgendwie einen Ball zu fassen. Mehrfach wechselten sich die beiden Wolfener Keeper gegenseitig aus. Auf Hoyerswerdaer Seite stand Max Kastner durchgängig im Tor und zeigte einige gute Paraden. Eric Zeithamel (nur bei einem 7m eingesetzt) und Benjamin Reißky blieben auf der Bank.
Auf dem Feld zeigten sich ebenfalls einige Unterschiede, die auch als Erklärung der unterschiedlichen Tabellenstände herhalten können. Der LHV spielte sehr variabel mit Druck von allen Positionen. Die HSG verließ sich dagegen zu sehr auf die Künste von Jan Bernhardt (Rückraum /11 Tore) und Max Najmann (Linksaußen & Strafwurf /10 Tore). Das kam natürlich den Gästen mit ihrer wieder einmal gut stehenden und sehr aufmerksam agierenden Abwehrreihe entgegen. Tor um Tor wuchs der Vorsprung der LHV Männer über die Stationen 3:4 (6.) und 5:7 (11.) auf 4 Tore Differenz (8:12/19.) an. Die Lausitzer spielten mit viel Übersicht unbeschwert auf. Den Wolfenern dagegen war die drohende Abstiegsgefahr als lähmender „Klotz am Bein“ sichtbar anzumerken. Wolfgang Spitz zog die grüne Karte. 90 Sekunden später tat es ihm Matthias Allonge gleich und reagierte so auf die sich verändernden Situationen auf der Platte. Ausgeglichen ging es fortan bis zum 13:17 (26.) weiter, ehe eine doppelte Überzahl den Gastgebern eine Ergebniskosmetik zum 16:17 (28.) ermöglichte. Der letzte Treffer zum 16:18 Halbzeitstand war LHV Spielmacher Roy Kalweit vorbehalten.
Nach dem Seitenwechsel erwischten die Lausitzer erneut den besseren Start. Der alte 4-Tore-Abstand war nach nur fünf Minuten wieder hergestellt. Doch anstatt das Ergebnis nur zu verwalten, legten sie weiter nach und bauten die Differenz auf 7 Tore (19:26/46.) aus. Es wurde merklich ruhiger in der zwar gut gefüllten, aber bei weitem auch nicht ausverkauften Sporthalle Wolfen-Krondorf. Bis in die 50. Minute (22:29) blieb dieser klare Vorsprung bestehen und Wolfgang Spitz musste sich einige deutliche Zwischenrufe der heimischen Fans gefallen lassen. Doch keine fünf Minuten später plötzlich eine ganz andere Situation. Die Hausherren machten das Spiel schnell, und man konnte erahnen, warum die Gastgeber von den letzten sechs Heimspielen nur das eine gegen Bad Blankenburg verloren haben. Richtig laut wurde es auf der Tribüne, als Florian Spitz zum 27:29 verkürzte. Und was machten die LHV-Männer? Cool bleiben! Mit einem Dreierpack binnen 80 Sekunden gaben sie ihrerseits dem Fünf-Tore-Lauf der Gastgeber die richtige Antwort. Das 27:32 war drei Minuten vor der Sirene natürlich mehr als nur eine Vorentscheidung, auch wenn die Wolfener noch einmal sehr offensiv deckten. Die aufkommende Euphorie auf der Tribüne aber starb abrupt ab und das Fußball Pokalfinale zwischen Dortmund und München schien auf einmal das interessantere Spiel zu sein, so schnell leerten sich die Zuschauerränge …
LHV: Max Kastner, Eric Zeithamel, Benjamin Reißky – Ronny Eckert (6), Roy Kalweit (6/1), Lukas Baase (5), Nico Pollack (5), Alexander Canbek (4), Andreas Schütz (3), Conni Böhme (1), Steve Däumel (1), Robert Devantier (1), Tobias Sieber (1), Nick Widera
Das letzte Saisonspiel führt die Oberliga-Handballer des LHV Hoyerswerda nach Wolfen-Krondorf, wo die gastgebende HSG am Sonnabend staffeleinheitlich um 19.00 Uhr auf die Männer von Matthias Allonge wartet. Zweimal gastierten die Lausitzer schon in der Filmstadt. Ein Sieg (22:21/21.09.2001) und eine Niederlage (30:34/15.02.2003) stehen dabei zu Buche. Dieses 30:34 ist die einzige Niederlage überhaupt für die Zusestädter in den Vergleichen mit den Wolfenern. Vor 9 Jahren hatten die Sachsen-Anhaltiner mit Christian Peschek und Oleg Deiko auch zwei absolute Wurfkünstler in ihren Reihen, deren weitere Wege sich mit dem des LHV auch später noch kreuzten. Solche Torfabriken haben sie in dieser Saison nicht in ihren Reihen. Im Vergleich zum Vorjahr rutschte die HSG auch bedingt durch mehrere Spielerwechsel im Sommer vom 5. Tabellenplatz bis auf Rang 12 hinunter. Und genau darin liegt die Brisanz der Begegnung am Sonnabend.
Der Blick auf die Tabelle zeigt mit dem LSV Ziegelheim (11.) und der HSG Wolfen (12.) zwei Mannschaften, die, getrennt durch nur einen einzigen Zähler, ein Herzschlagfinale gegeneinander austragen. Platz 11 bedeutet den sicheren Klassenerhalt, der 12. Rang wird bei einem Abstieg des nach wie vor noch gefährdeten HC Aschersleben aus der 3. Liga zum Schleudersitz Richtung Landesliga. Die 10.platzierten Hallenser haben den Klassenerhalt sicher, da sie in jeder möglichen Konstellation aufgrund der Direktvergleiche nicht mehr auf Rang 12 zurückfallen können. Das Saisonfinale wird also zu einem echten Kopf-an-Kopf Rennen zwischen den Thüringern aus Ziegelheim (Sie müssen in Staßfurt antreten) und der HSG Wolfen. Und mittendrin der LHV, der zum Zünglein an der Waage werden kann, müssen doch die Wolfener zwingend punkten.
Schon aus dieser Konstellation heraus werden die Lausitzer auch dieses 26. und letzte Punktspiel wieder konzentriert angehen; selbstredend mit der Maßgabe, zwei weitere Punkte auf die Habenseite zu packen. Wer weiß, vielleicht strauchelt ja die HSG Freiberg in Oebisfelde und es reicht für die Zusestädter sogar noch zu Platz vier? Das wäre natürlich der Punkt auf dem i einer beeindruckenden Saison, die jetzt schon die Vorfreude auf das nächste Spieljahr schürt. Dann allerdings ohne Andreas Schütz, Roy Kalweit und Nick Widera, die sich in Wolfen zum letzten Mal das LHV-Trikot überstreifen werden. Der „Rest-LHV“ wird die drei sicherlich nicht gerade mit einer Niederlage verabschieden wollen...
Und außerdem gibt es da noch ein weiteres Motivationsbonbon, oder genauer gesagt gleich derer zwei. Immer dann, wenn ein „Jubiläumsspiel“ ausgetragen wurde, wartete der Jubilar auch mit einer starken Leistung auf. Am Sonnabend hat der LHV nun gleich zwei Mann an Bord, deren Einsatzzahlen dann jeweils zwei Nullen aufweisen werden: Da wäre zum einen der seit dem 19. November 2005 in 164 Spielen nie fehlende Robert Devantier, der sein 200. Punktspiel bestreitet. Der andere Jubilar heißt Matthias Allonge, ist Trainer und steuert zum 100. Male die Geschicke seiner Jungs von der Seitenlinie aus.
Nicht minder leicht, hat es im Vergleich zur ersten Männermannschaft die D-Jugend des LHV. In dieser Altersklasse steigt am Sonntag in der Leipziger Universitätssporthalle, der Heimspielstätte des SC DHfK, das „Final Four“ um die Sachsenmeisterschaft. Um 10.00 Uhr treffen die Jungs im ersten Halbfinale auf die NSG EHV/NH Aue, und je nach Ausgang um 12.00 Uhr (Spiel um Platz 3) bzw. 13.00 Uhr (Finale) auf die NSG HB Chemnitz/Limbach oder den Radebeuler HV, die das zweite Halbfinale gegeneinander austragen werden.
Gefordert ist am Sonnabend auch die 3. Männermannschaft des LHV. Dieses Mal aber nicht in der Meisterschaft, (die haben die Männer um Dietmar Herzer und Frank Kaasche mit beeindruckenden 32:0 Punkten abgeschlossen!) vielmehr steht das Finale des Kreis-Pokalwettbewerbes auf dem Ansetzungsplan. Anwurf der besten gegen die zweitbeste Mannschaft der Westlausitz, die des SV Obergurig, ist um 17.00 Uhr in der Sporthalle Königsbrück.
Heimrecht genießt am Sonntag die LHV-C-Jugend. In der Vorrunde des Sachsenpokals werden der favorisierte HSV Dresden, die NSG RIO (Riesa-Oschatz) und die NSG HB Chemnitz/Limbach im heimischen BSZ erwartet. Durch den Spielmodus „Jeder gegen jeden“ stehen für jede Mannschaft auch gleich drei Spiele auf dem Plan. Die Anwurfzeiten der LHV-Mannschaft sind um 10.00 Uhr (RIO), 12.35 Uhr (Chemnitz) und 13.30 Uhr (Dresden). Die beiden besten Mannschaften qualifizieren sich für die Pokal-Endrunde am 9. Juni.
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