Nach guter erster Hälfte folgt der Einbruch beim Abschluss
Hoyerswerda/Oebisfelde l (jpi) Das Thema Chancenverwertung verfolgte die Mitteldeutschen Oberliga-Handballer des SV Oebisfelde auch am vergangenen Sonnabend beim Aufsteiger LHV Hoyerswerda. Grund: Die Mannschaft von Trainer Thomas Meinel lag nach 30 Minuten aussichtsreich im Rennen, führte beim amtierenden Sachsenmeister mit 14:12. Doch im zweiten Abschnitt folgte der Einbruch - im Offensivbereich. Folge: Die Oebisfelder fabrizierten nur noch acht Treffer. Zu wenig, um bei den Lausitzern bestehen zu können. Die gewannen die Begegnung schließlich knapp mit 24:22.
Trainer Meinel zeigte sich nach Anpfiff zurecht mehr als angefressen: "Ich bin enttäuscht. Wir wollten hier etwas reißen. Zwei Punkte waren möglich. Doch angesichts unserer Abschlussschwächen im zweiten Abschnitt haben wir den Sieg noch aus der Hand gegeben."
Die Gastgeber operierten wie von Meinel erwartet mit einer offensiven Deckung. Mit zwei vorgezogenen Akteuren wollten die LHV-Männer die Oebisfelder Angriffskreise stören. "Darauf haben sich die Jungs aber gut eingestellt. Wir blieben dran, ließen uns auch nicht von Rückständen beeindrucken und übernahmen schließlich das Kommando", informierte Meinel. Die Allerstädter setzten sich nach dem 5:5 auf 12:10 ab und lagen zur Pause weiter mit zwei Treffern vorn (14:12).
Im zweiten Abschnitt stellten die Gastgeber ihre Abwehr um. Im kompakten 6:0-Block agierte die LHV-Defensive nun. Probleme hatten die Oebisfelder damit im Prinzip nicht. Schwierigkeiten traten hingegen auf einer anderen SVO-Baustelle mit Namen Chancenverwertung auf - und die sofort nach Wiederanpfiff. Hoyerswerda glich aus und setzte anschließend im Angriff die Akzente. Die Oebisfelder, die in der vergangenen Saison immerhin noch die zweitbeste Offensive in der Mitteldeutschen Liga stellten, krampften sich hingegen durch die zweiten 30 Minuten. Meinel: "Wir haben durch unsere miesen Chancenverwertung alles verloren."
Bis zum 18:18 blieben die Allerstädter noch dran, dann setzten sich die Lausitzer ab und machten ihren mittlerweile sechsten Saisonerfolg perfekt.
SV Oebisfelde: Drese - Poplawski (4), Nico Bischoff (2), Herrmann (1), Meichsner, Tietz, Thiele (3), O. Meinel, Vogel (1), Kalupke (4), Seiler (5), Norman Bischoff.
„Normalerweise altert man übers Jahr gesehen immer schön gleichmäßig und nicht nur am Geburtstag. Aber wenn man Trainer des LHV ist, wird man bei jedem Heimspiel ein ganzes Stück älter.“ Matthias Allonge trat im Trainergespräch mit einem großen Schuss Humor ans Mikrofon. „Zu meinem Ehrentag hatte ich mir eigentlich einen klareren Sieg gewünscht. Und was sagen meine Jungs nach dem Spiel zu mir: ‚War das deutlich genug? Wir haben doppelt so hoch gewonnen, wie in den letzten Spielen.’ “
In Dresden und gegen Hermsdorf hatten die Lausitzer bekanntlich den Siegtreffer erst jeweils in den Schlusssekunden erzielt. Gegen den robust auftretenden SV Oebisfelde gewannen sie nun mit 24:22. Zum vierten Mal in Folge erzielten die Hausherren in heimischen Gefilden also genau 24 Tore: 24:24 (Köthen), 24:26 (Freiberg) und 24:23 (Hermsdorf) waren die letzten Ergebnisse. Kein Wunder also, wenn der Hoyerswerdaer Trainer (jetzt auch wieder mit der nötigen Ernsthaftigkeit) davon sprach, „am eigenen Angriffsverhalten noch arbeiten zu müssen.“ Zu viele Fehlwürfe, technische Fehler und Ballverluste verhinderten ein höheres Ergebnis zugunsten der Zusestädter.
Oebisfeldes Trainer Thomas Meinel begegnete dem offensiven Angriffsspiel (2 Kreisläufer) der Hausherren damit, indem er die linke Halbposition des LHV durch Manndeckung aus dem Spiel nehmen ließ. Diese Maßnahme zeigte auch Wirkung, wenn man sich einmal die Trefferverteilung der Zuestädter anschaut. Nur 2 Mal gelang es den Hausherren, von dieser Seite das Runde im Eckigen zu versenken. Dagegen erzielten sie mit 9 Treffern mehr als ein Drittel aller Tore von der rechten Seite. Bei den anderen Positionen - Zentrale Mitte (3), Kreis (3), Strafwurf (3), Tempogegenstoß (4) - verteilten sich die Tore sehr gleichmäßig und durchschnittlich.
„Wir wussten schon, dass es heute wieder sehr schwer werden wird.“ Wies der Hoyerswerdaer Trainer auf die ähnlich gelagerte Spielweise der Oebisfelder im Vergleich zum letzten Gegner aus Hermsdorf hin. Vor 3 Wochen meinte er noch: Gegen groß gewachsene, robust spielende Mannschaften haben wir Schwierigkeiten.“ Doch diese haben eben auch ihre Schwierigkeiten mit der sehr offensiven und beweglichen LHV-Verteidigung. „Wenn man in der zweiten Halbzeit nur 8 Tore wirft, kann man auch nicht gewinnen.“ Wusste Thomas Meinel, warum die Oebisfelder ihren Pausenvorsprung nicht ins Ziel bringen konnten. „Ich mach das wirklich nicht oft, eher ganz selten, aber der Eric Zeithamel hat sich heute ein ganz großes Kompliment verdient. Er war der Garant für den Sieg.“ Hob Matthias Allonge den Hoyerswerdaer Torhüter aus der Mannschaftsleistung hervor. Der 22 Jährige Schlussmann läuft seit Wochen zu Höchstform auf und kaufte auch den Oebisfeldern wieder eine ganze Reihe Hundertprozentiger ab.
Der Spielverlauf, war dem in Dresden recht ähnlich. Die Hoyerswerdaer begannen wie die Feuerwehr und überrollten den Gegner in den Anfangsminuten. 3:1 hieß es schon nach nur 130 Sekunden. Doch den Vorsprung souverän halten konnten sie nicht, vielmehr ließen die Zusestädter den Gegner wieder heran und nach einer Viertelstunde gar erstmalig in Front ziehen. Beide Mannschaften agierten auf Augenhöhe und ließen bei wechselnden Führungen den anderen nie mit mehr als 2 Toren aus der Schlagdistanz entwischen. Das 12:14 zur Pause war zwar etwas ernüchternd, jedoch kein Grund zur Panik. Das körperbetonte Spiel der Sachsen-Anhaltiner sollte noch seinen Tribut fordern, zumal Thomas Meinel seinen Stammsechser über weite Strecken nahezu durchspielen ließ.
Der zweite Durchgang begann wie der erste, sprich mit 3 schnellen Toren für die Hausherren. Das Spielchen der stetig wechselnden Führungen ging also weiter; bis hin zum 21:20 (48.). Ab da möchte ich nicht Nutzer des Internetservice des LHV gewesen sein. Wer jetzt vor dem „Live-Ticker“ gesessen hat, dürfte wie Matthias Allonge an der Linie oder die Zuschauer auf der Tribüne so manches graue Haar hinzubekommen haben. Der Ruf nach Beruhigungsmitteln wird in der Sporthalle im BSZ immer lauter. Sage und schreibe acht lange Minuten passierte auf der Anzeigetafel rein gar nichts. Eric Zeithamel und auch Thomas Drese im Oebisfelder Gehäuse erwiesen sich in dieser Phase als absolute Meister ihres Fachs. Letztlich gelang den Gästen doch der 21:21-Ausgleich, die LHVer legten aber immer wieder vor. Der in der ersten Halbzeit sonderbewachte Tobias Sieber entpuppte sich jetzt als derjenige, der die so wichtigen Tore in der Schlussphase zum positiven Mannschaftsergebnis beisteuern konnte – bis hin zum 23:22, dass in der Schlussminute noch Bestand hatte.
Ihren letzten Angriff vertändelten die Oebisfelder rund 20 Sekunden vor Schluss leichtfertig, so dass Thomas Meinel eine sofortige offene Manndeckung anordnete. Noch bevor sich die Lausitzer darauf einstellen konnten, gab das Kampfgericht das Signal: Matthias Allonge hatte die grüne Karte geworfen und damit die heikle Situation ersteinmal beruhigt. Sicheres Ballhalten und die Uhr runter laufen lassen oder noch einmal einen direkten Zug zum Tor mit dem Risiko eines Ballverlustes wagen? Drei vier kurze Pässe und Steve Däumel zieht Richtung Kreis. Der Fünfer, der mit seiner Statur den robusten Oebisfeldern noch am effektivsten entgegentreten konnte, erzwingt den entscheidenden Strafwurf, den Lukas Baase zum umjubelten 24:22 Endstand auch sicher verwandelte. Durch diesen Erfolg klettert der Aufsteiger aus der Lausitz in der Tabelle auf Rang fünf hoch! (MM)
LHV: Eric Zeithamel, Benjamin Reißky – Lukas Baase (6/2), Robert Devantier (4), Tobias Sieber (3), Alexander Canbek (3/1), Conni Böhme (2), Roy Kalweit (2), Steve Däumel (1), Ronny Eckert (1), Andreas Schütz (1), Ringo Schäfer (1), Nico Pollack
Aus der Lausitzer Rundschau LHV-Handballer wollen volle Punktzahl Womit kann man einem engagierten Trainer zu seinem Ehrentag wohl am besten gratulieren? Ganz klar: mit zwei weiteren Punkten auf der Habenseite. Matthias Allonge begeht heute, am Vortag des 10. Meisterschaftsspieles der Saison, seinen 49. Geburtstag. Da braucht man sich wohl keine Sorgen um die Motivation seiner LHV-Männer für Sonnabend zu machen. Gegen den SV Oebisfelde will der Aufsteiger weiter für Furore sorgen und den nächsten Punkte-Zweier einfahren. Dabei gibt der nördlichste Vertreter Sachsen-Anhalts zum ersten Mal seine Visitenkarte in der Lausitz ab, kennt also das Flair im Hoyerswerdaer Handballtempel noch nicht. Die rund 7000 Einwohner zählende Stadt Oebisfelde liegt direkt an der Landesgrenze zu Niedersachsen in der Übergangszone von der Altmark zur Magdeburger Börde, flankiert vom Naturpark Drömling. Bis zur wirtschaftsstarken Automobilstadt Wolfsburg sind es keine 30 Kilometer.
Vier Jahre in der Regionalliga Unterschätzen dürfen die Hoyerswerdaer die Männer von der Aller nicht. Trainer Thomas Meinel hat seine Mannschaft in den vergangenen Jahren auf einem hohen Niveau gehalten. Ihre Ergebnisse der jüngeren Vergangenheit kurz zusammengefasst: 2005 Meister Sachsen-Anhalts, anschließend vier Jahre Regionalliga Nord, 2010 erneut Landesmeister (12 Punkte Vorsprung auf den Zweiten!), in der Relegation zur 3. Liga dann aber dem SC DHfK Leipzig knapp unterlegen. Ihren 9. Platz aus der vergangenen Spielserie könnte man da schon als einen kleinen Ausreißer nach unten deuten. Qualitativ haben die Allerstädter im Sommer noch einmal zugelegt und zwei Spieler aus höheren Ligen verpflichtet. Aus der 2. Bundesliga (Saarlouis) stieß Lukas Götz zum Team, Pawel Poplawski kam vom Drittligisten Bernburg. Torjäger Thomas Thiele (zählt zu den erfolgreichsten Feldtorschützen der Liga) blieb dem Verein treu und führt auch dieses Jahr wieder die vereinsinterne Torschützenliste an. Der derzeitige Tabellenplatz (9.) täuscht über das wahre Leistungsvermögen etwas hinweg und sollte dem schwierigen Startprogramm geschuldet sein. Das Potenzial der Oebisfelder Mannschaft steht dem Saisonziel „sicheres Mittelfeld“ jedenfalls in nichts nach. Dieses Spiel wird wieder eine große Herausforderung für die LHV-Ballwerfer werden. Und sollte es doch noch einer weiteren kleinen Motivationsspritze bedürfen: Es gibt da noch ein zweites Jubiläum zu feiern! Spielmacher Ringo Schäfer steht vor seinem 200. Punktspiel im LHV-Dress.
Die Männer zu Hause, die Jugend muss reisen – kurz und knapp, so sieht der Spielplan für das kommende LHV-Wochenende aus: Die 2. Männermannschaft empfängt am Sonnabend um 15 Uhr im Vorspiel zur Oberliga-Partie mit der TSG Bretnig-Hauswalde eine Mannschaft, die eigentlich auch bezwungen werden sollte. In ihrem Partie am 6. November konnten die Bretniger erstmalig in dieser Saison einen Sieg einfahren und damit die Abstiegsränge verlassen. Von einem leichten Gegner für die Hoyerswerdaer zu sprechen, könnte sich als Trugschluss erweisen. Das musste schon der Tabellenzweite erfahren. Die SG Oberlichtenau kam bei der TSG nicht über ein 32:32 hinaus und büßte einen wichtigen Meisterschaftszähler ein. Die Bretniger sind also immer mal für eine Überraschung gut. Die dritte LHV-Mannschaft von Trainer Frank Kaasche bekommt es mit dem SV Obergurig zu tun. Wenn am Sonntag ebenfalls um 15 Uhr der Anpfiff ertönt, ist hier die Favoritenfrage noch nicht beantwortet. Beide Mannschaften haben eines gemeinsam: Sie stehen mit jeweils 10:0 Punkten mit einer blütenweißen Weste an der Tabellenspitze. Noch! Denn nach dem Spiel wird dies (maximal) nur noch einer von sich behaupten können.
Auch der Nachwuchs ist am Ball Die LHV-A-Jugend muss am Sonnabend bei der NSG EHV/NH Aue antreten. Die Erzgebirgler zählen in dieser Saison nicht zu den Top-Teams der Sachsenliga, sodass eine Überraschung möglich sein könnte. Die B-Jugendlichen müssen am Sonntag bei der NSG Chemnitz antreten. Auch hier liegt ein LHV-Erfolg im Bereich des Möglichen. Die E-Jugend hat am Sonntag das Top-Spiel der Liga vor der Nase. In Kamenz treffen die beiden Favoriten, der HVH und der LHV, direkt aufeinander. Anschließend messen die Hoyerswerdaer ihre Kräfte noch mit SV SW Sohland.
Von Marco Mechling
Quelle: [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können] am 25.11.2011
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SV Oebisfelde erstmalig zu Gast in Hoyerswerda + LHV peilt vierten Heimsieg an Quelle: [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]
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