Es ist Derbyzeit in der Mitteldeutschen Handball-Oberliga. Der HV Rot-Weiss Staßfurt gastiert heute Abend um 20 Uhr in der Heinz-Fricke-Sporthalle beim Drittliga-Absteiger HG 85 Köthen. Normalerweise bedeuten Spiele zwischen geographisch nah beieinander liegenden Vereinen Feindseligkeit und eine Menge unschöner Worte über den jeweils anderen.
Ganz anders stellt sich die Sache zwischen diesen beiden Teams dar, obwohl es auch das Duell zwischen dem Zweiten und dem Fünften der Tabelle ist, was für zusätzliche Brisanz sorgt. Patrick Tuchen, der von 2000 bis 2010 für Köthen aktiv war, kehrt ebenso an seine alte Wirkungsstätte zurück wie Sebastian Retting, Christian Lingk und Roman Bruchno. Bei beiden Trainern sind die Erwartungen an das Spiel vor allem von Respekt dem Kontrahenten gegenüber geprägt. "Köthen ist vom Personalbestand her der Favorit", sagt Rot-Weiss-Trainer Dr. Olaf Haase im Vorfeld. "Wir wollen mithalten und uns so gut wie möglich verkaufen. Für mich ist wichtig, dass wir unsere Leistungen der vergangenen Wochen bestätigen. Was am Ende dabei rauskommt, wird sich zeigen", so die weitere Zielvorgabe des Trainers.
Sein Gegenüber Mario Schellbach, der in Doppelfuntkion mit Spielertrainer Falk Stojan die Köthener betreut, spricht mit Blick auf die Staßfurter von einer "ersten richtigen Messlatte in dieser Saison". Der HV gehöre seiner Meinung nach neben Blankenburg, Dresden,Freiberg "und uns" zu den vier, fünf Topteams der Liga. Er sieht die Rot-Weissen als starke Truppe, "die mit ihrer guten Bank uns gegenüber einen Vorteil haben. Da ist jede Position doppelt besetzt. Sie können fast gleichwertig wechseln", so die Einschätzung Schellbachs.
Sein eigenes Team habe eine starke erste Sechs, sei aber in der der Breite weniger gut besetzt. Er hofft noch auf Verstärkung aus Leipzig, in Person von Rückraumspieler Martin Müller und Linksaußen Lukas Binder, die ein Zweitspielrecht vom SC DHfK haben. Das entscheidet sich erst heute im Laufe des Tages. "Aber wir planen erstmal ohne die beiden. Trotz der Stärke von Staßfurt wollen wir das Spiel gewinnen. Es ist ein Derby", erklärt der Trainer die Maßvorgabe.
Coach Haase ist zunächst erstmal zufrieden mit dem Tabellenplatz und freut sich von daher auch auf das Spiel. "Unser Ziel dieses Jahr ist das gesicherte Mittelfeld. Nächstes Jahr wollen wir dann mal oben anklopfen. Mir ist Kontinuität und Langfristigkeit wichtiger als kurzfristiger Erfolg und diesen Plan verfolgen wir im Verein", fasst Haase die Situation bei den Rot-Weissen zusammen.
Die personelle Situation sah unter Woche im Training sehr dürftig aus. Marco Richter und Alexander Ernst trainierten berufsbedingt nicht. Enrico Sonntag, Christian Lingk und Sebastian Scholz fehlten verletzungsbedingt. Ein Einsatz heute entscheidet sich erst kurzfristik. Zudem hatte es auch noch Roman Bruchno erwischt, der sich krank abmeldete. Auch sein Mitwirken ist noch offen.
Quelle HP Staßfurt
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KÖTHEN/MZ. 310 - um diese Zahl an Spielen für eine Mannschaft zu erreichen, muss man mindestens zehn Jahre für diese auflaufen. Patrick Tuchen hat das getan. Von 2000 bis 2010 spielte der Torhüter für die HG 85 Köthen. Er ist der Spieler mit den zweitmeisten Einsätzen für die Bachstädter, nach Thomas Karl (315).
Am Freitag wird es ein Wiedersehen geben, wenn Rot-Weiß Staßfurt bei der HG 85 Köthen (Beginn: 20 Uhr) zum sechsten Spieltag der Mitteldeutschen Oberliga antritt. Tuchen spielt nämlich seit dieser Saison bei den Rot-Weißen. Zwischen jetzt und dem Abschied bei der HG ordnet sich noch ein Intermezzo von einem Jahr bei Lok Schönebeck ein.
Doch sportlich war die Sachsen-Anhalt-Liga nicht sehr reizvoll, so dass Tuchen liebend gern wechselte. "Es war immer mein Ziel, nochmal für Staßfurt zu spielen", sagt Tuchen, der auch während seiner HG-Zeit immer in der Stadt im Salzlandkreis gewohnt hat. Neben der sportlichen Perspektive passt hier auch alles andere. "Das ist mein Heimatverein", so Tuchen.
Das kundige Publikum in der Heinz-Fricke-Sporthalle wird aber nicht nur Patrick Tuchen als altbekanntes Gesicht begrüßen. Sebastian Retting und Christian Lingk spielten auch für die HG, verabschiedeten sich schon nach der Saison 2009 / 10 in Richtung Staßfurt. Während der Vorbereitung auf die Drittligasaison kehrte auch noch Roman Bruchno der Bachstadt den Rücken. Auch ihn zog es in die rund 34 Kilometer entfernte Stadt an der Bode. Das Quartett wird am Freitag viele Hände zu schütteln haben.
Alle sind in guter Erinnerung geblieben. Und die gute Meinung beruht auf Gegenseitigkeit. "Es war eine tolle Zeit in Köthen und ich bin mit Wehmut weggegangen", erinnert sich Sebastian Retting. Bereut hat er seinen Wechsel aber nicht. Nach einer schwierigen Phase in der letztjährigen Hinrunde, kam Staßfurt besser in Schwung und wurde noch Sechster. "Alle merken, dass in Staßfurt wieder was geht", drückt es Retting aus. Doch spricht man ihn auf die Ambitionen des Vereins an, wird der Rückraumspieler zurückhaltend.
Es ist schon komisch: Alle, die man auf Rot-Weiß Staßfurt anspricht, sehen in der Mannschaft einen Aufstiegsfavoriten. Nur die Mannschaft selbst nicht. "Unser Ziel ist es, uns in dieser Saison zu stabilisieren und den Platz aus der Vorsaison zu bestätigen", sagt Retting. Auch Patrick Tuchen schlägt in diese Kerbe. "Es ist eine sehr ausgeglichene Liga. Es ist nicht einfach, oben mitzuspielen." Einer, der das Potential von Rot-Weiß Staßfurt kennt, muss über solche Sätze schmunzeln. "Die haben letztes Jahr unter ihren Möglichkeiten gespielt", sagt Heinz Prokop. Prokop, die Trainerpersönlichkeit aus Köthen, glaubt, dass das Herunterspielen ein taktischer Schachzug der Staßfurter ist. Retting gibt schließlich zu, dass sie "auf allen Positionen doppelt und gut besetzt" sind. Auch das Trainerduo Olaf Haase und Helmut Kurrat zählt zum Besten, was die Mitteldeutsche Oberliga an der Seitenlinie zu bieten hat. Dennoch gilt die HG 85 am Freitagabend als Favorit.
Heinz Prokop glaubt, dass Köthen "über 60 Minuten durch die gute Abwehr und die Konter nicht zu schlagen" sein wird. Sebastian Retting erwartet einen offenen Schlagabtausch. "Zu meiner Zeit und auch davor und danach war Köthen immer bekannt für konsequentes Abwehrverhalten. Es wird wohl ruppig zur Sache gehen. Aber wir sind auch keine Kinder von Traurigkeit." Bleibt nur zu hoffen, dass das Spiel in einem würdigen Rahmen stattfindet. Doch unter diesen Vorzeichen dürfte die Fricke-Halle ausverkauft sein.