Man muss schon 5 Wochen zurückgehen, um einen von den 6 Akteuren in einer Startformation zu entdecken, die am Sonnabend für den LHV Hoyerswerda zu Beginn auf der Platte standen. Seit der Niederlage in Glauchau ließ Matthias Allonge die Zusestädter immer in der Formation Lukas Baase, Roy Kalweit, Ringo Schäfer, Nick Widera, Steve Däumel und Conni Böhme das Spiel eröffnen. Im Heimspiel des Tabellenführers gegen den Zwickauer HC Grubenlampe war dies nun anders: "Wir haben nicht nur 6 Leute im Kader. Wenn Spieler angeschlagen ausfallen, müssen dies die anderen kompensieren." Erläuterte der Coach der Hoyerswerdaer die ungewohnte personelle Situation zu Spielbeginn. Ringo Schäfer, Nick Widera und Steve Däumel blieben die komplette Spielzeit auf der Bank sitzen. Conni Böhme kam, sieht man einmal von 2 kurzzeitigen Abwehraktionen ab, auch nur in den Schlussminuten zum Einsatz. Tobias Sieber war erst gar nicht im Aufgebot. So mussten es eben Robert Devantier, Alexander Miehle, Jens Schulz, Nico Pollack, Alexander Canbek und Ronny Eckert richten.
"Teilweise haben sie gezeigt, dass sie es können. Mit der Defensivarbeit bin ich zufrieden. Nach vorn sind deutlich zu viele technische Fehler passiert." Kommentierte der Lausitzer Coach gerade die hektische, nach außen hin nervös wirkende Anfangsphase im LHV-Spiel. Nach 13 Spielminuten stand nur ein mageres 3:2 auf der Anzeigetafel. "3 Tore sind nicht das, was ich mir vorstelle. Aber mit nur 2 Gegentoren haben die Jungs in der Defensive wieder gut gestanden." Man sollte nicht vergessen, dass diese Zwickauer nicht nur "Grünschnäbel" in ihren Reihen haben. Michael Hätterich kam letzten Sommer vom Zweitligisten Aue. Lars Lindner, Thomas Heidrich und Peter Dutschke haben schon so manche Regionalligapartie auf dem Buckel. Und die Koska-Brüder waren mit dem HSV Ronneburg in Thüringens höchster Liga unterwegs. In der Zwickauer Mannschaft steckt eine ganze Menge an Erfahrung, die sie in der 1. Halbzeit auch konsequent ausnutzten.
Von Anfang an nahmen sie das Tempo aus dem Spiel. Ihr kleiner Kader und die unübersehbar athletischen Vorteile der Hausherren ließen auch keine andere Option offen. Nach 20 Spielminuten hatte Zwickau-Trainer Carsten Kusch alle seine Spieler schon ins Spielgeschehen geworfen und damit immer wieder für eine veränderte Situation auf der Platte gesorgt. Die zuletzt mit nur wenigen Spielanteilen ausgestatteten LHV-Akteure fanden lange Zeit nicht zu ihrem gefürchteten Kombinationsspiel. "Wenn Hoyerswerda ins Laufen kommt und seine Tore über die 2. Welle macht, hast du keine Chance." untermalte Carsten Kusch die Zwickauer Taktik. "Schade, dass wir an unsere gute erste Halbzeit nicht mehr anknüpfen konnten. So geht der Sieg auch in der Höhe verdient an den LHV."
"Wir haben in Zwickau nur mit 8 Toren gewonnen, und heute waren es auch wieder nur 8 Tore Differenz." Schickte Matthias Allonge einen großen ironischen Seitenhieb an die "Erfolgsfans" im LHV-Block, die sich nur von der Tabellenkonstellation leiten lassen. Die für diese Phase der Meisterschaft nur "mäßige Stimmung in der 1. Halbzeit" schlug dem Coach doch auf den Magen. Denn seine Jungs mussten ganz schön arbeiten, bis die Punkte "relativ sicher gewonnen" wurden.
Matthias Allonge beließ es lange Zeit bei seiner Startformation. Erst nach 28 Minuten entschloss er sich, durch die Hereinnahme von Lukas Baase und Roy Kalweit dem LHV-Spiel mehr Tempo zu geben. Von einer Konstellation Erster gegen Elfter war bis dahin nur wenig zu sehen. Nach einem von Roy Kalweit direkt verwandelten Freiwurf gingen die Zusestädter mit einer knappen 10:9 Führung in die Halbzeitpause. Es dauerte lange, bis die Mannschaft aus der Kabine wieder heraus kam….
Von einem auf den Rängen diskutierten "Komplettwechsel zur Stammformation" nahm Matthias Allonge aber auch im 2. Durchgang weiterhin Abstand und schonte seine angeschlagenen Spieler. Es dauerte noch sechs Minuten (13:12), dann übernahmen die Hausherren die Initiative. Mit 4 Toren in Folge setzten sie sich auf 17:12 ab. Ein Vorsprung, der dem Spiel die entscheidende Richtung gab. Kontinuierlich wuchs nun die Differenz weiter an. Bis auf neun Treffer (27:18/59.) konnte der Tabellenführer seinen Kontrahenten abschütteln. Mit seinem 8. Treffer beendete der erfolgreichste Werfer des Spieles, der Zwickauer Roberto Schramm drei Sekunden vor der Sirene die Torejagd.
"Mit der 2. Halbzeit bin ich zufrieden, mit der ersten nicht." Fasste Matthias Allonge das Geschehen in einem Satz zusammen. Ein "Dank an Dresden" schicke er gleich noch in die Landeshauptstadt, wo der ortsansässige HSV mit seinem 29:28 Triumph über den HSV Glauchau dafür sorgte, dass sich die Zusestädter in 14 Tagen mit einem Erfolg beim Tabellenschlusslicht in Delitzsch bereits Sachsenmeister nennen könnten. "Aber auch Delitzsch ist besser geworden…" trat der Hoyerswerdaer Trainer gleich wieder auf die Euphoriebremse. (MM)
Die Grubenlampe ausgeknipst haben: Eric Zeithamel, Benjamin Reißky - Roy Kalweit (6), Robert Devantier (6), Alexander Canbek (5), Ronny Eckert (3/1), Jens Schulz (3/2), Lukas Baase (2), Alexander Miehle (1), Nico Pollack (1), Conni Böhme, Ringo Schäfer (n.e.), Steve Däumel (n.e.), Nick Widera (n.e.)
Zwickau: Enrico Olzmann - Roberto Schramm (, Lars Lindner (5/4), Thomas Heidrich (2), Michael Hätterich (1), Daniel Koska (1), Torsten Koska (1), Tom Steudemann (1), Rene Bauer, Peter Dutschke, Markus Fischer
Nach dem knappen aber hoch verdienten 30:29 Auswärtssieg am vergangen Sonnabend beim HSV Dresden thronen die Sachsenliga-Handballer des LHV Hoyerswerda auch weiter mit einem Polster von 4 Punkten an der Tabellenspitze. Bei noch 4 ausstehenden Spielen heißt dies im Umkehrschluss, dass Matthias Allonge und seine Männer noch 5 Punkte benötigen, um auch rein rechnerisch die Meisterschaft fest zu machen. Die sportlichen Kontrahenten der 4 Partien sind mit Zwickau, Delitzsch, Riesa und Zwönitz ausnahmslos Mannschaften, die in der zweiten Hälfte der Tabelle zu finden sind. Doch gerade dies ist das Gefährliche. Eine "Die schießen wir aus der Halle"-Einstellung kann da ganz schnell zum Bumerang werden. Sicher, diese vier zählen nicht gerade zu den stärksten Teams, für Überraschungen können aber auch sie sorgen. Die Devise der Lausitzer auf der Zielgeraden der Saison darf nur lauten: "Konzentration statt Leichtsinn! Gefeiert werden kann dann, wenn auch rechnerisch alles klar ist. Dafür dann aber umso mehr."
Mit dem Zwickauer HC gastiert nun der Aufsteiger aus der Verbandsliga West in der Zusestadt. Sein Pendant aus der Ost-Staffel, der SV Koweg Görlitz, triumphierte bekanntlich in Hoyerswerda. So etwas darf sich nicht wiederholen. Aufsteiger sind also keinesfalls nur ein "Punktelieferant". In den Reihen der Zwickauer stehen eine ganze Reihe ehemaliger Regional- und Oberligaspieler, die den Traditionsverein wieder zu alter Stärke führen wollen. Nach 3 Punkten aus den ersten beiden Saisonspielen und dem zwischenzeitlichen Erfolg über Schlusslicht Delitzsch erlosch vorerst das Feuer der Grubenlampe, was zu einem Wechsel auf der Trainerposition führte. Seit Carsten Kusch nun den Aufsteiger betreut, erhielt ihr Punktekonto wieder Zuwachs. Die Siege gegen Döbeln und in Kamenz ließen sie zwar vom 11. Rang noch nicht herunter kommen, sagen aber aus, dass man sie nicht unterschätzen darf.
Zwickau war einst ein Traditionsstandort im sächsischen Handball. 1990/91 noch in der (letzten) DDR-Oberliga spielend, folgte im Anschluss daran die Eingruppierung in die 2. Bundesliga. Zwar konnte diese damals nicht gehalten werden, doch in der Regionalliga Süd spielten sie anschließend über Jahre eine führende Rolle. Der große Einbruch begann 1999, als ein Grossteil der Mannschaft den Verein verließ, die entstandenen großen Lücken aber nicht adäquat besetzt und geschlossen werden konnten. Ein kontinuierlicher und stetiger sportlicher wie auch wirtschaftlicher Leistungsabfall führte sie im Jahr 2007 hinunter bis in die Niederungen des Spielbezirkes. Eine "Rückholaktion altgedienter Zwickauer Haudegen" in Verbindung mit basisorientierter Nachwuchsarbeit soll nun den Handballstandort Zwickau zu altem Glanz verhelfen. 2008 in die Verbandsliga aufgestiegen, folgte 2 Jahre später die Rückkehr der Automobil-Städter ins sächsische Oberhaus. Ob es allerdings noch zum Klassenerhalt reichen wird, scheint nicht ganz klar zu sein. Im Punkt 6.2. der Durchführungsbestimmungen der Sachsenliga heißt es:
"Aus den Sachsenligen steigen die auf den Plätzen 11 und 12 liegenden Mannschaften in die Verbandsliga ab. … Die Staffelstärke der Sachsenligen beträgt bei Männern und Frauen in der Saison 2011/12 12 Mannschaften. Die Staffel setzt sich aus dem Absteiger (den Absteigern) aus der MDOL (Mitteldeutschen Oberliga) und den 2 Staffelsiegern der Verbandsliga zusammen. Entsprechend der Abschlusstabelle 2010/11 der Sachsenliga wird die Staffel auf 12 Mannschaften aufgefüllt."
Schön und gut. Nur wenn, wonach es nun einmal aussieht, aus der MDOL keine Mannschaft in die Sachsenliga absteigt, gibt es ein Problem. Wenn drei Vereine (Plätze eins, elf und zwölf) die Sachsenligaliga verlassen, aber nur zwei Aufsteiger aufzunehmen sind, wie soll dann die Staffelstärke von zwölf erreicht werden? Um auch in der neuen Saison ganz sicher in der Sachsenliga dabei zu sein, werden die Zwickauer aber auch wirklich alles daran setzen müssen, um doch noch auf Rang zehn klettern zu können. Schon deshalb sollten sie von den LHV-Männern nicht auf die leichte Schulter genommen werden, auch wenn der Tabellenführer am Sonnabend der klare Favorit ist.
Anmerkung:
Der Verein weist noch einmal darauf hin, dass noch ein paar Plätze im "Grün-Weißen-LHV-Party-Bus" für die Fahrt zum Pokalfinale am 30. April in Döbeln frei sind. Wer also dabei sein möchte, wenn der vielleicht künftige Sachsenmeister sich mit dem Drittligisten aus Pirna duelliert, sollte sich beeilen. Buchen kann man die Mitfahrgelegenheiten zum Preis von 10 Euro am Sonnabend am Einlass im Berufschulzentrum.
Quelle: LHV Hoyerswerda - Klick hier
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