Höchste Heimniederlage seit mehr als 22 Jahren
"Waterloo" hatte am Sonnabend ein neues Zuhause: die Sporthalle des Hoyerswerdaer BSZ "Konrad Zuse". Nachdem die Oberliga-Nachwuchsmannschaften des LHV in den Altersklassen B und C gegen die jeweiligen Tabellenführer Delitzsch (13:29/B-Jgd.) und Freiberg (25:65/C-Jgd.) schon über deutliche Niederlagen quittieren mussten, gerieten auch die Männer von Matthias Allonge gegen den Tabellenzweiten HC Elbflorenz Dresden arg unter die Räder. Dabei bewegte sich die 23:36 Niederlage in einer historischen Dimension. Man muss lange in den Geschichtsbüchern zurück blättern, um ähnliche Zahlen zu finden. 1987, noch unter dem Dach des DHV der DDR, gab es einmal gegen die BSG Lok RAW Cottbus, Vorgänger des späteren Bundesligisten SC Cottbus, mit 14:34 eine noch höhere Heimspielniederlage zu vermelden. In den nachwendlichen Aufzeichnungen ist da noch ein 20:33 gegen den SV Concordia Staßfurt, datiert vom 8. Dezember 2001, in den Analen zu finden. Kleines Detail am Rande: In diesem Spiel standen mit Markus Müller und Andreas Schütz ausgerechnet die beiden Dresdener Hauptakteure vom Sonnabend noch in der damals von Wilfried Weber gecoachten LHV-Mannschaft. Überdies gelang es bisher keiner Mannschaft, mehr als 36 Tore gegen eine zusestädtische Mannschaft in deren Halle zu werfen.
Was war nur mit den Jungs am Sonnabend los? Ein Blick in die Gesichter der Gäste noch vor Spielbeginn verriet höchste Anspannung auf Dresdener Seite. Sicherlich spielte da noch der überragende Auftritt der LHV-Mannschaft in Kamenz vor den Augen der Dresdener Akteure bzw. die weiteren hohen Erfolge gegen die Kellerkinder Waldheim, Aue und Delitzsch eine gewisse Rolle. Von Lockerheit war dabei den Müller, Ruben, Schütz und Co. jedenfalls nicht viel zu sehen. "Wir haben ein wesentlich engeres Spiel erwartet." Eröffnete Wolfram Wegehaupt die anschließende Pressekonferenz. "Wir haben aber auch gewusst, wenn wir das umsetzen, was wir unter der Woche trainiert haben, dann haben wir auch gute Chancen, zu gewinnen. Ein Kompliment an meine Mannschaft, die dies 1:1 umgesetzt hat." Dagegen fasste Matthias Allonge seine Gefühlswelt so zusammen: "Es ist klar, dass ich tief enttäuscht bin. Wir haben uns von den 40er Spielen zuletzt überhaupt nicht blenden lassen und wussten schon, wie schwer es werden wird. Wir waren aber im Angriff nicht durchschlagskräftig genug und haben zu große Abwehrlöcher zugelassen. Das fehlen von Conni Böhme war nicht zu kompensieren."
Es war ein ungewohntes Bild, als die LHV-Mannschaft nicht wir gewohnt vom 17er auf die Platte geführt wurde. Mit kurzfristig auftretenden Problemen an der Bandscheibe, die zu Taubheitsgefühlen im Fuß führten, musste der 29jährige Abwehrchef von vornherein passen. "Es ist schlimm, wenn man von außen hilflos zuschauen muss, ohne eingreifen zu können." Blickt er im Nachhinein zurück, verriet aber auch, dass eine für Montag terminierte MRT-Untersuchung Klarheit darüber bringen soll, ob ein längerfristiger Ausfall drohen könnte.
Auf der Platte entwickelte sich schon frühzeitig ein einseitiges Geschehen. Zwar blieben die Hausherren bis zur 9. Minute (2:3) dran, doch war eine gewisse Verkrampfung schon in dieser frühen Phase nicht zu übersehen. "Geht mal ein Angriff daneben, wollen es meine Jungs im zweiten Anlauf besonders gut und genau machen. Und nachdem dies auch schief gegangen ist, gingen die Köpfe runter." Analysierte der Psychologe Matthias Allonge. Lähmende Angst vor dem eigenen Können schien seine Schützlinge jetzt quasi zu überkommen, sodass selbst bei meterhohem Luftstand lieber das Abspiel, denn der erfolgreiche Torwurf gesucht wurde. Und da trat das nächste Problem öffentlich zu Tage: die Wurfeffektivität. Anders herum, was dieser Maik Wagner im Dresdner Gebälk so alles heraus fischte, war schon sensationell. Nicht umsonst zählt er zu den besten Torhütern der Liga.
Die Dresdener jedenfalls zogen gnadenlos davon. Aus dem 2:3 wurde ein 2:7 (15.), aus dem 6:13 (22.) der 7:16 Halbzeitstand. In Durchgang 2 zunächst das gleiche Bild. Markus Müller war nicht zu halten und der Rückstand wuchs weiter Tor um Tor an. Riesige 16 Tore Differenz (12:28) waren es zu Beginn des Schlussviertels. Jetzt wo alles längst entschieden war, besannen sich die Hausherren wieder ihrer handballerischen Fähigkeiten. So zum Beispiel Nick Widera, der, zuvor gänzlich abgetaucht, nun noch 5 sehenswerte Rückraumtreffer zur LHV-Torbilanz beisteuerte. Diese Schlussminuten sollten für das nun anstehende Auswärtsspiel in Riesa mitgenommen werden. So verängstigt wie in der Dreiviertelstunde zuvor werden sich die Zusestädter gewiss kein zweites Mal präsentieren, dürfte auch dem anwesenden Riesaer Trainer Jens Denecke klar sein. Abhaken und nach vorne schauen heißt die Devise, wo der SC Riesa (a), der HSV Dresden (h) sowie der Zwönitzer HSV (h) die kommenden Gegner sein werden.
Ihr "Waterloo" erlebten: Eric Zeithamel, Robert Ide, Max Kastner - Nick Widera (6), Steve Däumel (5/4), Ronny Eckert (3), Robert Devantier (3/2), Alexander Miehle (2), Roy Kalweit (2), Ringo Schäfer (1), Florian Pfeiffer, Nico Pollack, Conni Böhme
Elbflorenz: Maik Wagner, Benjamin Reißky - Markus Müller (9), Mario Scholz (
, Sebastian Geyer (5), Andreas Schütz (4), Martin Kaiser (3), Denny Mertig (3/2), Daniel Schmidt (2), Christian Ruben (1), Erik Schaarschmidt (1), Martin Hrib, Andreas Hubald, Maik Buschhaus
Gelbe Karten: LHV: 1+1; Elbflorenz: 3
Strafminuten: LHV: 8; Elbflorenz: 10 (inkl. direkt "Rot" gegen Sebastian Geyer/36.40 nach groben Foulspiel)
Strafwürfe: LHV: 6/9; Elbflorenz: 2/3
Schiedsrichter: Sören Haase/Thomas Schüller (SG Nickelhütte Aue/HVS A-Kader)
Quelle: LHV Hoyerswerda - Klick hier