Eines vorweg. Durch den Sieg beim direkten Verfolger SV Oebisfelde haben die LHV Handballer eine auf fünf Punkte angewachsene Lücke zwischen sich und den nach wie vor auf Rang 6 positionierten Sachsen-Anhaltinern gerissen. Bei nur noch 2 ausstehenden Spielen können sie ihren fünften Platz nicht mehr verlieren und haben damit das beste Ergebnis der Vereinsgeschichte jetzt schon gesichert! Herzlichen Glückwunsch dazu! Vielmehr kann der Aufsteiger aus der Lausitz sogar noch den Blick nach vorn richten. Nur ein einziger Zähler Rückstand auf „Dauerrivalen“ Freiberg lässt hingegen die Möglichkeit offen, sogar noch einen weiteren Rang hinauf zu klettern. Die Entscheidung um Platz vier und fünf wird wohl erst am letzten Spieltag fallen, wenn beide Mannschaften (Freiberg in Oebisfelde und Hoyerswerda in Wolfen) knifflige Auswärtsaufgaben zu lösen haben.
Sonnabend, 18.47 Uhr! Nach 272 Tagen Zwangspause greift der nach seinem Kreuzbandriss wieder genesene LHV Torjäger Nick Widera erstmalig in dieser Saison aktiv in den Punktekampf ein. Gespielt waren da schon etwas mehr als 13 Minuten und die Oebisfelder waren mit 7:5 im Vorteil. Doch nur wenige Sekunden später war auch schon die erste Widera’sche Fackel im Tor von Thomas Drese eingeschlagen. Fünf weitere sollten im Verlaufe des Spieles noch folgen; mit zwischenzeitlicher Sonderbewachung des 23jährigen inklusive. Dieser Joker hat voll gestochen.
Doch es gab noch mehr Komponenten, die diesen unerwarteten und jederzeit hoch verdienten Auswärtssieg erst möglich machten. Da wäre ein überragender Eric Zeithamel im Tor zu nennen, ein Spielmachergespann Roy Kalweit/Ringo Schäfer, deren Wirkungskreise die Oebisfelder nicht einschränken konnten, eine zupackende Abwehr, wo jeder für jeden geackert hat. Oder eine Lauf- und Einsatzbereitschaft, wie schon in den beiden Dresden-Spielen gesehen. Und noch etwas! Im Unterschied zu so manch anderen Auftritten, haben die Männer von Matthias Allonge keine Schaltpausen zugelassen. Über die gesamten 60 Minuten blieb die Brechstange eingepackt und die Köpfe oben. Mit einer Riesenportion Coolness haben sie ihre Angriffe bis zum Ende konsequent ausgespielt, nicht vorschnell abgeschlossen und vor allem spielerisch voll überzeugt. Ein sehr aufmerksames Rückzugsverhalten, ein permanentes Reißen von Lücken, in die dann auch hineingestoßen wurde, das typisch Hoyerswerdaer Kämpferherz (LHV – kämpft wie Sau!) und nicht zuletzt ein unbändiger Glaube an den Sieg haben dieses 28:27 Erfolgserlebnis möglich gemacht. Oder kurz gesagt: Der LHV hat in Oebisfelde eines der besten Saisonspiele auf die Platte gezaubert und sich damit selbst belohnt. Wer nicht da war, hat eine Wahnsinnsvorstellung verpasst. Es war einfach toll, dieses Spiel zu genießen.
Den Gastgebern muss man bescheinigen, eine ähnlich couragierte Leistung abgerufen zu haben. Auch sie hatten ihren Anteil an einem richtig guten Oberliga-Spiel. Mit ihrer großen Stärke, der Ausgeglichenheit des Kaders haben sie immer wieder Druck aufbauen können. Den schnellen 0:2 (3.) Rückstand drehten sie in eine 4:3 (9.) Führung, die sie auch zur Pause (13:12) inne hatten. Bezeichnend ist, dass die Oebisfelder ihre ersten 7 Tore alle über verschiedene Spielsituationen erzielten. Rechtsaußen, Rückraum rechts, Kreis, Rückraum links, Rückraum Mitte, Tempogegenstoß und Strafwurf – Die Gastgeber spielten unwahrscheinlich variabel. Umso größer ist die Leistung der Zusestädter einzuordnen. Sie sind nicht untergegangen (was durchaus möglich war), blieben immer dran und spielten vor allem mit viel Verstand. Bis zum 15:15 (34.) blieb das Spiel ganz eng. Das Prädikat „auf Augenhöhe“ ist eine viel zu oberflächliche Beschreibung für die Spannung, die dieses Spiel herauf beschwor.
Zwei LHV-Angriffe später führten die Lausitzer nach dem frühzeitigen 0:2 erstmalig wieder mit zwei Treffern (15:17/37.) Bei den Oebisfeldern war jetzt kurzzeitig eine gewisse Nervosität auszumachen. Zwar kamen sie auf 19:20 (47.) wieder heran, doch binnen 70 Sekunden packten die LHV-Männer gleich drei weitere Treffer auf das eigene Torkonto drauf. Eine Oebisfelder Strafzeit half ihnen dabei. Doch das 4-Tore-Plus (19:23) sollte nicht allzu lange Bestand haben, denn auch die Gastgeber nutzten wenig später ihrerseits eine numerische Überzahl zum Schrumpfen der Differenz. Bis auf einen Treffer (23:24/55.) kamen sie wieder heran. Aber eben auch nur heran. Zwei Mal Nick Widera, sowie je einmal „Jubilar“ Ronny Eckert (er bestritt sein 100. Punktspiel) und Ringo Schäfer und die Gäste waren beim 25:28 (59.) auf der Siegerstraße. Die beiden abschließenden Tore von Florian Seiler und Thomas Thiele hatten keinen Einfluss mehr auf die Punktvergabe. Mit 28:27 triumphierten die LHV-Handballer beim heimstarken SV Oebisfelde und feierten anschließend ausgiebig diesen unerwarteten Sieg. Die ohnehin schon längste Auswärtsfahrt wurde noch viel länger… Bleibt nur zu hoffen, dass am Dienstag, wenn das letzte Heimspiel dieser so erfolgreichen Saison gegen den HV Rot-Weiß Staßfurt steigt, alle wieder fit sind.
Platz 5 sicherten: Eric Zeithamel, Benjamin Reißky – Roy Kalweit (8/2), Nick Widera (6), Robert Devantier (4), Ronny Eckert (3), Lukas Baase (2), Ringo Schäfer (2), Andreas Schütz (2), Conni Böhme (1), Alexander Canbek, Steve Däumel, Nico Pollack, Tobias Sieber
Straffes Programm für LHV: zwei Spiele in vier Tagen Hoyerswerdas Oberligist am Samstag gegen Oebisfelde / 100. Partie für Ronny Eckert / Am Dienstag kommt Staßfurt
Hoyerswerda | Das ist ein richtig schweres Programm, welches zum Monatswechsel auf Hoyerswerdas LHV-Handballer wartet: Gleich zwei Spiele haben die Männer von Trainer Matthias Allonge binnen vier Tagen in der Oberliga zu absolvieren. Am morgigen Samstag (18.30 Uhr) müssen sie bei einer ihrer weitesten Dienstreisen beim 30 Kilometer vor Helmstedt beheimateten Tabellennachbarn SV Oebisfelde Farbe bekennen, bevor am Dienstag (1. Mai/14 Uhr) der HV Rot-Weiß Staßfurt ins BSZ kommt. Zwei Mannschaften aus dem Mittelfeld also, die eine eher körperbetonte Spielweise pflegen.
Die Oebisfelder Handballer von Trainer Thomas Meinel gelten als sehr heimstark und erzielen im Schnitt immer um die 30 Tore. Wie schwer es ist, in der Hans-Pickert-Halle in Oebisfelde-Weferlingen zu bestehen, belegt die Tatsache, dass nur die großen Drei (Dresden/27:25, Bad Blankenburg/34:33 und Köthen/37:34) dort siegreich waren und die Remis-Könige vom TuS Radis eine Punkteteilung erreichten. Die "Nordlichter der Liga" besitzen einen starken "Stamm-Sechser", wo von jeder Position große Torgefahr ausgeht. Gleich sechs Spieler aus der Oebisfelder Mannschaft befinden sich unter den Top 50 der Torschützenliste. Da wird sich Allonge wieder etwas einfallen lassen müssen, damit die Männer um "Jubilar" Ronny Eckert, der sich zum 100. Mal sein LHV-Shirt mit der Nummer 13 überstreifen wird, auch eine kleine Chance haben.
Ein schweres Stück Arbeit
Das Hinspiel gewannen die Lausitzer Ende November mit 24:22. Damals übernahmen die Allerstädter Mitte der ersten Hälfte die Initiative und lagen über weite Strecken der Partie vorn. Thomas Meinel reagierte auf das "2-Kreisläufer-Spiel" der Zusestädter mit einer offensiven Deckung des linken LHV-Rückraums, was die Angriffsbemühungen ins Stocken brachte. Allonge sprach im Anschluss auch von einem schweren Stück Arbeit, welches die Zusestädter zu verrichten hatten.
Am Samstag wird die Schwere der Aufgabe sicherlich noch ein paar Prozentpunkte zunehmen, kommt doch der Heimvorteil dem zweimaligen sachsen-anhaltinischen Landesmeister (2005 und 2010) zugute.
Inwieweit Allonge auf einen vollen Kader zurückgreifen kann, wird sich noch zeigen müssen. Beim nicht überzubewertenden 43:30 (22:11) Testspielsieg beim VfL Waldheim am letzten Sonnabend fehlten dem Hoyerswerdaer Coach aus den unterschiedlichsten Gründen mit Ronny Eckert, Conni Böhme, Andreas Schütz, Tobias Sieber und Benjamin Reißky gleich fünf Stammkräfte. Dennoch kam dieser Test dem LHV entgegen, um die Anspannung nach den "zerissenen letzten Wochen" aufrecht zu erhalten und die letzten drei Punktspiele mit der notwendigen Konzentration anzugehen. Auch wenn für den Aufsteiger der Klassenerhalt schon seit einigen Wochen feststeht, haben die Zusestädter noch ein weiteres Ziel vor Augen: Die Verteidigung des 5. Tabellenrangs, der gleichzeitig das beste Ergebnis der LHV-Vereinsgeschichte darstellen würde.
Weiterhin im Einsatz sind am Sonnabend noch die D1-Jugend und die dritte Männermannschaft. Auch für sie stehen wichtige Spiele auf dem Plan. Für die D1-Jugend geht es am letzten Vorrundenspieltag der Sachsenliga darum, sich eine möglichst günstige Ausgangssituation für das Final-Four am 12./13.Mai in Leipzig, für das sie sich am letzten Sonnabend mit dem 23:20-Erfolg über den SV Koweg Görlitz qualifiziert haben, zu verschaffen. Bei der Endrunde, bei der der Sachsenmeister und Teilnehmer am Turnier "Neue Bundesländer" ermittelt wird, trifft zunächst der Vorrundenerste auf den Vierten und im zweiten Halbfinale der Zweite auf den Dritten.
Rekord für LHV III in Aussicht
Die derzeit gute Ausgangslage als Zweitplatzierter müssen die Schützlinge von Lutz Bäns am Sonnabend gegen den Tabellenführer NSG Aue (12.30 Uhr) und den derzeit Dritten NSG Chemnitz/Limbach (14.20 Uhr) in Aue verteidigen.
Für den LHV III steht ein Rekord in Aussicht. Gelingt den Männern um Frank Kaasche und Dietmar Herzer auch gegen Motor Cunewalde III der Punktezweier, würde der erneute Westlausitzmeister eine Saisonabschlussbilanz von 32:0 Punkten vorweisen können. Sie sind in der heimischen BSZ-Halle ab 17 Uhr in einer klaren Favoritenrolle.
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