Was für ein Albtraum! Ziegelheim erlebt den emotionalen Super-GAU in der Schlusssekunde und verliert das Spiel.
Es war ein packendes und mitreißendes Match, das die gut 450 Zuschauer in der Wieratalhalle zu sehen bekamen. Insgesamt leuchtete 19 Mal ein Unentschieden an der Anzeige. Die letzten beiden Spielminuten waren an Dramatik nicht mehr zu überbieten. Es ging drunter und drüber. Der LSV führte 100 Sekunden vor Ende mit 30:29, wenigstens ein Unentschieden sollte doch zu machen sein. Aber die Gastgeber patzten zweimal: ein vermeidbarer Treffer von Rechtsaußen, ein Fehlpass trotz Überzahl. Plötzlich lag Wolfen 30 Sekunden vor Ende mit 31:30 vorn. Ziegelheims Andre Heinig schien der Retter zu sein. Sein Wurf schlug exakt 15 Sekunden später im rechten oberen Winkel des Gästegehäuses ein. Anwurf. Noch acht Sekunden, der LSV in 6-4-Überzahl. Wolfens Martin Müller brach durch, wurde von den LSV-Spielern nicht entscheidend fest gemacht und zog von neun Metern ab. Tor! 59:59 Minuten zeigte die Anzeigetafel, als das Leder im Netz zappelte. Wolfen tanzte und erlebte Glücksgefühle der ganz besonderen Art. Ziegelheim stand unter Schock.
Es wäre sicher nicht sinnvoll, die Niederlage an dieser letzten Situation festzumachen. Aber sie spielgelte die Partie wider, in der Wolfen einfach die wenigeren leichten Fehler fabrizierte, den kleinen Tick cleverer und abgeklärter agierte.
Bereits in der ersten Hälfte wechselte permanent die Führung. Der LSV scheiterte zunächst mehrfach frei an Wolfens Keeper, kassierte dagegen zu viele Tore über Außen. Wolfens Najmann und Baumbach schwebten entweder völlig ungehindert ein oder trafen aus spitzem Winkel noch ins Tor (5:7, 15.). Doch es wurde in der Defensive allmählich besser. Brandgefährlich blieben die Ziegelheimer durch ihre Tempogegenstöße, sie drehten mit ihrer Lieblingswaffe schließlich die Partie (10:8, 20.). Im Positionsangriff hakte es stellenweise. Aber Andre Heinig war gut drauf, versenkte drei seiner Würfe platziert aus zehn Metern Distanz im Kasten. Zur Pause führte der LSV und legte im zweiten Durchgang gleich nach (20:16, 34.). Wolfen ließ sich aber nicht abschütteln. Ziegelheim schloss jetzt einige Male zu früh und unvorbereitet ab, verlor sogar am eigenen Sechser den sicheren Ball. Die Gäste zeigten da mehr spielerische Leichtigkeit, indem sie ihre Kreisläufer in Szene setzten. So konnte der LSV trotz mehrfacher Zwei-Tore-Führung nie den Sack zumachen. Auch das 26:23 nach 47 Minuten reichte nicht. In Unterzahl ging bei den Hausherren wenig, bei Wolfen viel. In fünf Minuten erzielten sie vier Treffer und gingen selbst in Front (26:27, 50.). Dann hatte Wolfen selber die Vorentscheidung in der Hand. Drei Minuten führten sie 28:27, schafften das nächste Tor aber nicht. Urwank kratzte einen Ball mit dem Fuß aus der Ecke, im Gegenzug fiel erneut der Ausgleich. Was folgte, war die denkwürdige Schlussphase, die dem gesamten Spielverlauf gerecht wurde, nicht aber den bedauernswerten Ziegelheimern.
LSV: Urwank, Schmidt, Ma. Block; D. Heinig (7), Luding, A. Heinig (5), Moritz (10/3), Reusch (2), Wunderlich (2), Kley (2), Mo. Block, Kühnert (3), Sense, Ulbricht.
Strafwürfe: LSV 3/3, Wolfen 6/6
Strafminuten: LSV 14 (1 RK nach 3x2’), Wolfen 20
Schiedsrichter: Hennig / Stöhr (Döbeln)
Quelle: LSV Ziegelheim
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WOLFEN/MZ. Den 18. September 2010 hat Wolfgang Spitz nicht in guter Erinnerung. Damals musste er mit einer fiebrigen Grippe das Bett hüten. Als ob das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, vergeigte die HSG Wolfen, bei der Spitz bekanntlich Trainer ist, ihr Auftaktheimspiel gegen den LSV Ziegelheim. Man stellt sich den kopfschüttelnden Spitz vor, der über SMS und Anrufe mit Zuschauern in der Sporthalle Krondorf immer auf dem Laufenden gehalten wurde. Zwar konnte die HSG das schlimmste - eine Niederlage - abwenden, "doch das Unentschieden fühlte sich wie eine Niederlage an", sagt Spitz auch heute noch. Damals, zu Saisonbeginn, war nicht nur Spitz, sondern der Wolfener Handball erkrankt. Es fehlte die Aggressivität, die notwendige Einstellung, um in der neuen Liga den hohen Ansprüchen gerecht zu werden. Doch so wie der Trainer, wurde auch der Wolfener Handball in den darauf folgenden Wochen wieder gesund und fand den Weg zu einer Stärke, die nun in der Mitteldeutschen Oberliga für Furore sorgt.
Nach Siegen gegen Leipzig, Staßfurt und Dresden geht es also am Samstag nach Ziegelheim. Ein beschauliches Örtchen im thüringischen Landkreis Altenburger Land, in dem die Wahlgemeinschaft Feuerwehr ebenso viele Sitze im Gemeinderat hat - nämlich drei - wie die CDU. Man ahnt: Viel los ist dort nicht. Doch wenn alle zwei Wochen der ortseigene LSV zum Handballspiel in die Wieratalhalle lädt, steppt der viel zitierte Bär. So unscheinbar der Ort ist, haben sich die LSV-Fans in den vergangenen Monaten den Ruf als eine der lautesten Fangruppen der Mitteldeutschen Oberliga erworben. Die Heimspiele sind immer ausverkauft. HSG-Trainer Spitz erwartet auch am Samstag (Spielbeginn: 17.30 Uhr) eine "höllisch laute Halle."
Und einen hochmotivierten Gegner. Ziegelheim hat zu Hause schon einigen Favoriten ein Bein gestellt. Oebisfelde und Radis, die beiden letzten Gäste in Ziegelheim, kassierten jeweils über 40 Gegentore. Auch deshalb steht der vor der Saison zu den abstiegsgefährdeten Mannschaften gezählte LSV auf dem neunten Tabellenplatz, noch vor den viel stärker eingeschätzten Teams aus Oebisfelde und Staßfurt. "Wir müssen aggressiv spielen und Ziegelheim spüren lassen, dass wir da sind", fordert Wolfgang Spitz, der mit Chris Thiele einen sicheren Rückkehrer im Kader weiß.
Hinter Kapitän Lutz Lindner steht noch ein Fragezeichen. Das Abschlusstraining wird der Rückraumspieler absolvieren. Ob Lindner dann mitspielen kann oder auf der Bank Platz nehmen muss, ändert nichts daran, dass die HSG Wolfen als Favorit in die Partie geht. "Wenn wir das Potential der letzten Wochen abrufen können, bin ich guter Dinge", sagt auch Spitz. Wolfen kann also nur an sich selbst scheitern.
Quelle: MZ-Web.de HSG Wolfen 2000
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